Montag, 30. November 2015

Das Gut-Mensch-Experiment: Ngana & Klaus

Die Tage werden dunkler und die Menschen von denen ich meine Aufträge erhalte ebenfalls. Glücklicherweise betrifft das nur ihre Hautfarbe und nicht die Art der Aufträge.

Nachdem die beiden Afrikaner des Gemeindehauses versprochen hatten ein wenig die Werbetrommel in ihrer Gemeinde zu rühren, trafen tatsächlich einige Hilfegesuche bei mir ein. Das interessanteste kam von Ngana & Klaus, der, wie ich später erfuhr, eigentlich Kiongozi heißt.
Bereits Mitte Oktober meldeten sich die beiden und baten mich um meinen europäischen Rat. Ngana stand in seinem schwarzen, mit gelben großen Blumen versehenen Gewand und seinem Käpplein vor mir, während der kleine rundliche Klaus neben ihm in einem Korbstuhl saß und sich aufgeregt die Hände rieb. Sie wollten das erste Mal einen traditionellen Weihnachtsmarkt für ihre Gemeinde organisieren. Aber, mahnten sie mit erhobenem Zeigefinger, ich solle das für mich behalten, da es ein Geheimnis bleiben soll. Dabei blickten sie sich übervorsichtig um, als erwarteten sie, dass jeden Moment ein Spion aus seinem Versteck hinter der Yucca Palme springen würde.
Die Idee rührte mich und ich stellte mir die großen Kinderaugen vor, die staunend in all die kleinen Blinklichter schauen würden und ich sah die zuckerwatteverschmierten Münder vor meinem inneren Auge. Also sagte ich zu und war gespannt, wie ich Ngana & Klaus bei ihrem "Geheimnis" helfen konnte.
Sie hätten überhaupt keine Ahnung davon, aber letztes Jahr waren sie zum ersten Mal auf dem Weihnachtsmarkt. Nach ein paar Tagen der Neusortierung und Ordnung ihrer Gedanken, hatten sie festgestellt, dass das eigentlich eine schöne Tradition sei. Doch, wo sollten sie anfangen?
An dieser Stelle kam ich ins Spiel. Wir beredeten, wie viele Gäste in etwa eingeplant waren, wie lange das Fest stattfinden sollte und zu welchem Datum.
Am ersten Advent. Nun gut ... es war zwar seltsam sich Mitte Oktober schon darüber Gedanken zu machen, andererseits hatte es auch schon das erste Mal geschneit.
Ich sagte ihnen, dass sie einen Glühweinstand, einen Bratwurststand (gerne auch kombiniert), einen Bastel- und/oder Backstand für die Kinder (am besten irgendwo drinnen) und vielleicht einen Stand mit traditionellen Handwerk (auch mit afrikanischem) benötigen würden. Ein kleines Fahrgeschäft wäre ein zusätzliches Highlight, aber kein Muss.
Doch dann kam der eigentliche Knackpunkt. Nachdem wir über alles Wichtige (und Unwichtige) gesprochen hatten, stellte sich heraus, dass Ngana & Klaus überhaupt keine Örtlichkeit für den ersten Weihnachtsmarkt der afrikanischen Gemeinde hatten.
Das Gemeindehaus war zu klein und davor war ebenfalls kein Platz. Den beiden fiel auch niemand ein, dessen Haus oder Grundstück groß genug gewesen wäre.
Als sie das erwähnten, regte sich für einen klitzekleinen Augenblick ein Gedanke in mir. Eine Idee, die das gesamte Gut-Mensch-Experiment mit einem Paukenschlag auf die Probe stellen, aber auch auf einen Punkt bringen würde.
"Ngana ... Klaus ...", sagte ich und legte meine Hände kumpelhaft auf deren Schultern. "Ich habe einen gewagten Plan, doch ich brauche dabei eure Hilfe." Die beiden schauten sich etwas verwundert an. Ganz sicher dachten sie: Aber wir wollten doch deine Hilfe?!
"Wir veranstalten euren Weihnachtsmarkt eine Nummer größer und machen daraus ein Straßen- oder Nachbarschaftsfest!"


Fortsetzung folgt ...

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